Arbeitsagentur-Chefin tauschte sich mit Kommunalpolitiker:innen und Gewerkschaften aus
Fachkräftemangel einerseits – eine schwierige Wirtschaftslage andererseits: Genau dieses Bild zeichnete die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, bei ihrem Besuch in Landshut. Der Einladung ins Bürgerbüro der Landtagsabgeordneten Ruth Müller waren auch die SPD-Stadträtinnen Anja König und Patricia Steinberger, die beiden SPD-Kreisräte Franz Göbl und Peter Forstner sowie die Gewerkschaftsvertreter Kurt Haberl (stellvertretender Landesvorsitzender der NGG) und Benjamin Freund (Erster Bevollmächtigter der IG Metall) gefolgt. Gemeinsam diskutierten sie über die aktuellen Herausforderungen für Arbeitgeber- und Arbeitnehmer angesichts der weltweiten Entwicklungen – angefangen vom Zollstreit mit den USA bis hin zu den Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Energiepreise.
„Wachstum ist nach wie vor da, aber eben sehr branchenabhängig. Und die großen Ausreißer nach unten sind derzeit die Automobilindustrie und das verarbeitende Gewerbe“, stellte Andrea Nahles fest. Vor allem in diesen Bereichen mache sich die Krise über einen Rückgang der Zeitarbeit und der Ausbildungsstellen sowie steigenden Insolvenzen bei den Automobilzulieferern bemerkbar. Deswegen sei das „Autoland“ Bayern von der aktuellen Krise auch stärker betroffen als beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern. Konjunkturflaute, Transformationsprozesse und die Folgen der US-Zollpolitik würden für jede Region andere Herausforderungen bedeuten. Deshalb sei sie in diesem Sommer vor allem in Süddeutschland – in Baden-Württemberg und Bayern – unterwegs, um sich vor Ort Eindrücke zu holen und Gespräche zu führen, erläuterte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit. Beispielsweise begleite man seitens der Agentur für Arbeit Qualifizierungsmaßnahmen und Transformationsprozesse mit dem „Qualifizierungs-Chancen-Geld“. „Unsere Agentur-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter beraten Beschäftigte, die sich umschulen lassen oder weiterbilden wollen und unterstützen sie mit einer Art Kurzarbeitergeld, um den veränderten Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt gerecht zu werden“, erklärte Andrea Nahles.
Auch über den Abbau von Sozial- und Tarifleistungen wurde diskutiert. „Fachkräfte suchen attraktive Arbeitsbedingungen für sich und ihre Familien und werden langfristig nur mit einer entsprechenden Bezahlung eingestellt und gehalten werden können“, waren sich Benjamin Freund und Kurt Haberl einig.
Als weitere Chance, den Fachkräftemangel zu decken, sprach Nahles die besonders in Bayern hohe Teilzeitquote bei Frauen an, im Gegensatz zum Nachbarland Sachsen. Hier gebe es ein großes Potential – wenn die Rahmenbedingungen für Familien beispielsweise bei der Kinderbetreuung verlässlich funktionieren.
„Darüber hinaus muss es uns besser gelingen, dass Menschen mit Zuwanderungs- und Migrationsgeschichte schneller integriert und ausgebildet werden können, um ihren Beitrag im Arbeitsleben zu leisten“, betonte Ruth Müller. „Denn eine starke Wirtschaft braucht vor allem eines: gut ausgebildete und fair bezahlte Fachkräfte. Dafür setzen wir uns als SPD ein – vor Ort wie bundesweit.“
BU: Diskutierten aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen (v.l.): Peter Forstner, stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender, SPD-Stadträtin Patricia Steinberger, SPD-Kreisrat Franz Göbl, MdL Ruth Müller, Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Benjamin Freund, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Landshut, SPD-Stadträtin Anja König und Kurt Haberl, stellvertretender Landesvorsitzender der NGG.
Foto: Sandra Löw